Wir möchten Ihnen zwei Trainingsformen vorstellen, die das KRAV MAGA von anderen Selbstverteidigungssystemen abhebt: Das Drilling und das Mugging.
Drilling
Bei realer Gefahr für Leib und Leben wird der Körper stark unter Stress gesetzt. Es kommt zu verschiedenen Reaktionen im Körper, von denen die bemerkenswerteste wohl die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin ist.
Von den mannigfaltigen Effekten dieses Hormons auf den menschlichen Körper sind nur einige förderlich bzw. in einem Kampf oder einer anderen gefährlichen Situation hilfreich.
Zu den nachteiligen Wirkungen können unter anderem, abhängig vom Menschen selbst, seiner Erfahrung und diversen anderen Einflüssen
- eine starke Verminderung des rationalen Denkens
- eine starke Verminderung der Feinmotorik
- eine Verengung des Sichtfeldes („Tunnelblick“)
- Zittern
- verstärkte Transpiration („Angstschweiß“)
gehören.
Um sich in solchen Situationen effektiv verteidigen zu können, gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Das mehrjährige Trainieren und Wiederholen von Techniken bis diese automatisiert/unterbewusst ausgeführt werden können.
(Die Schwäche bei diesem Konzept ist der hohe Zeitaufwand. Es ist daher nicht geeignet, um untrainierte Personen in kurzer Zeit unter Hochstress handlungsfähig zu machen.)
2. Das Trainieren der Techniken in Stresssituationen.
(Dinge die unter Stress erfolgreich angewandt wurden, werden sehr schnell als unterbewusste Reaktion bei ähnlichen Situationen abgespeichert.)
Aber wie kann man Techniken in Stresssituationen trainieren?
Im KRAV MAGA und ALPHA gibt es hierfür sogenannte Stressdrills. Bei diesen wird mithilfe verschiedener Hilfsmittel wie körperlicher Erschöpfung, Reizüberflutung, Überraschung u.Ä. realer Stress im Körper erzeugt und/oder typische Negativeffekte eines Adrenalinschubes hervorgerufen.
Auf diese Art und Weise lassen sich in kürzester Zeit bemerkenswerte Erfolge erzielen!
Mugging – der „schwarze Mann“
Das Training mit dem Vollschutzanzug, manchmal auch „Mugging“ (engl. für Überfall) , „schwarzer Mann“ oder „Red-Man-Drill“ genannt, ist eine beliebte und wichtige Trainingsform in der modernen Selbstverteidigung.
Sie erlaubt es dem Teilnehmer, einen Großteil seiner erlernten Kampf- bzw. Verteidigungstechniken in voller Geschwindigkeit und mit voller Kraft auszuführen. Im Schutzanzug befindet sich ein Trainer oder ein sehr fortgeschrittener Schüler. Dieser „spielt“ einen Angreifer, dessen Entschlossenheit und technisches Geschick dem jeweils Übenden angepasst werden.
Ziele dieser Ausbildung sind:
- die Verbesserung des Kampfwillens, d.h. das Entwickeln und Erhöhen der Verteidigungsbereitschaft
- eine Verbesserung des Umgangs mit einer Stress- bzw. Konfliktsituation
- der Einsatz von erlernten Angriffs- und Abwehrtechniken in voller Dynamik
- Erlernen von adäquatem Verhalten in der Vorkampfphase
- uvm.
Je nach Trainingsstand kann der „schwarze Mann“ auch im Rahmen eines komplexen Szenariotrainings eingesetzt werden.
Hierbei wird der Teilnehmer zusätzlich dadurch gefordert, dass er entscheiden muss, ob er sich verteidigen muss und wie „hart“ seine Abwehr sein darf. Denn ein eindeutig gesetzeswidriges Verhalten bei der Abwehr wäre ebenso ein Ausbildungsmangel wie der Verzicht auf eine notwendige und erlaubte Notwehrhandlung.
Zusätzlich kann das Training erschwert werden durch z.B.
- Stressfaktoren wie laute Musik oder Dunkelheit
- Waffen
- mehrere „schwarze Männer“ die potentielle Angreifer, aber auch harmlose Dritte sein können