Schusswaffenabwehr in der Realität - Fallstudie #1
- Alex

- 17. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
In der Welt von „Selbstverteidigung“ & „Combatives“ sehen wir immer wieder zwei Extreme;
Auf der einen Seite steht die Behauptung: „Mit unserer Technik ist ein bewaffneter Angreifer kein Problem.“
… diese Aussage ist gefährlich – und in vielen Fällen lebensgefährlicher Unsinn!
Auf der anderen Seite steht das Gegenargument: „Das kann gar nicht funktionieren – wer sowas trainiert, verschwendet seine Zeit.“
Auch diese Haltung greift zu kurz und verkennt die simple Wahrheit, dass es manchmal leider nur noch die Entscheidung zwischen Kampf und Aufgeben gibt.
Mit dieser Blogreihe möchte ich ein wenig -faktenbasiertes- Licht ins Dunkel dieses Themas bringen. Als Operationsmanager der Firma AEGIS für den Raum EU, ehemaliger Zeitsoldat, H2H Ausbilder und international tätiger Sicherheitsberater habe ich das große Glück, einen überdurchschnittlich tiefen Einblick in die Materie zu haben.
Zudem habe ich auch meine Bachelorarbeit (Bereich Sicherheitsmanagement) im Jahr 2023 zu genau diesem Thema geschrieben:
„Irreguläre Intervention bei schweren bewaffneten Straftaten“
Dabei ging es um die Auswertung reale Fälle, Handlungsspielräume, psychologische Faktoren und juristische wie taktische Grenzen. Die Ergebnisse zeigen: Es gibt ein realistisches, wenn auch enges Fenster, in dem solche Eingriffe erfolgreich sein können.
Dieser Blogpost ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Fallanalysen.
Wir beleuchten dokumentierte Vorfälle, bei denen Personen ohne entsprechenden offiziellen Auftrag (sprich: Polizeibeamte o.Ä.) gegen bewaffnete Täter agiert haben.
Dabei geht es nicht um Heldenmythen – sondern um Lernwert, Risikoabschätzung und realistische Trainingsansätze.
Ziel ist es, den Irrgarten aus Marketingversprechen und Pauschalkritik zu verlassen – und Klarheit zu schaffen:
Was funktioniert – wann, wie, warum?
Was ist brandgefährlich – und sollte nicht trainiert werden?
Wie kann man verantwortungsvoll unterrichten und trainieren?
Aber betrachten wir den ersten Fall:
In Yuma, Arizona wurde eine Tankstelle 2021 Ziel eines bewaffneten Raubversuchs. Drei maskierte Täter betraten den Laden, einer trug eine Handfeuerwaffe.
Ein zufällig anwesender Kunde – ein ehemaliger Marine namens James K. – griff blitzschnell zu und entwaffnete den bewaffneten Angreifer sofort. Zwei der Komplizen flüchteten,
K. hielt den Haupttäter fest, bis die Polizei eintraf.
Später wurde er für seine Handlung mit der „Citizen’s Valor Award“ ausgezeichnet – für außergewöhnlichen Mut und Engagement unter Lebensgefahr.
Das Überwachungsvideo des Vorfalls ist öffentlich einsehbar:
Wir sehen hier: Schusswaffenabwehr kann durchaus funktionieren, vor allem bei:
klarem situativen Vorteil (hier: Überraschungsmoment)
entschlossenem Handlung
taktischem Verständnis
(oft) professionellem Hintergrund
Dies lässt sich gut mit der Regel „Surprise, Speed & Aggression“ zusammenfassen, welche ich auch in meinem ersten Buch
besprochen habe.
Dieser Vorfall ist kein Freifahrtschein für Heldenfantasien - aber er ist auch kein Einzelfall. Weltweit gibt es dokumentierte Situationen, in denen Menschen bewaffnete Angreifer erfolgreich gestoppt haben – manchmal mit bloßen Händen, manchmal mit Werkzeugen oder improvisierten Mitteln, manchmal mit Taktik.
Stay aware, stay safe!
Alex




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